Interschutz 2022: Rosenbauer stellt sich der Herausforderung Waldbrand
19 juni 2022 | Door: Simon Frank | Rosenbauer
Über den Rosenbauer Konzern
Rosenbauer ist ein international tätiger Konzern und verlässlicher Partner der Feuerwehren auf der ganzen Welt. Das Unternehmen entwickelt und produziert Fahrzeuge, Löschtechnik, Ausrüstung und digitale Lösungen für Berufs-, Betriebs-, Werk- und freiwillige Feuerwehren sowie Anlagen für den vorbeugenden Brandschutz. In ungefähr 120 Ländern ist Rosenbauer mit einem Vertriebs- und Servicenetzwerk vertreten. Mit einem Umsatz von 975,1 Mio € und über 4.100 Mitarbeitern (Stand: 31. Dezember 2021) ist der Konzern der größte Feuerwehrausstatter der Welt.
Interschutz 2022: Rosenbauer stellt sich der Herausforderung Waldbrand
Angesichts des fortschreitenden Klimawandels und zunehmend verheerender Wald- und Vegetationsbrände rund um den Globus räumt Rosenbauer dem Thema Waldbrand höchste Priorität ein. Als ganzheitlicher und globaler Lösungsanbieter beschäftigt sich das Unternehmen nicht nur mit der effektiven und sicheren Brandbekämpfung, sondern behandelt auch die Thematik in ihrer ganzen Tragweite. Großes Augenmerk wird dabei auf die Waldbrandfrüherkennung gelegt, denn sie erlaubt das rechtzeitige Eingreifen im Entstehungstadium, also noch bevor sich ein Feuer zum Flächenbrand ausweiten kann. Ein weiteres zentrales Anliegen ist die digitale Koordination und Kommunikation der verschiedenen Organisationen und Einsatzkräfte, die bei einem aldbrandereignis involviert sind, damit diese in Zukunft schneller und zielgerichteter auf die Herausforderung Waldbrand reagieren können.
Prävention vor Deeskalation
Es gibt bereits verschiedenste bodengebundene Sensorik zur frühzeitigen Detektion, die durch Rauchentwicklung und/oder Kamerabilder Brände erkennen kann. Kosteneffizienter und auch leichter umzusetzen, ist der Einsatz von Satelliten. Diese können den gesamten Globus auf Brandherde untersuchen und die Reaktionszeiten von Einsatzorganisationen signifikant verkürzen. Rosenbauer arbeitet auf diesem Gebiet unter anderem mit dem Münchner Unternehmen OroraTech zusammen, das eigens entwickelte Mini-Satelliten ins All schickt, die als sehr verlässliche Quellen und auch in Kombination mit anderen Sensoren entstehende Feuer (Hotspots) rasch detektieren können. Zudem liefern sie neben Informationen zur Entstehung und Entwicklung von Bränden auch historische Daten über die Vegetation und die Bodenbeschaffenheit.
Ziel der strategischen Partnerschaft mit OroraTech ist es, die Waldbrandbekämpfung zu digitalisieren, um den Einsatzorganisationen und -kräften vor Ort genaueste Informationen als Entscheidungsgrundlage liefern zu können. Dazu werden die generierten und analysierten Satellitendaten in das Rosenbauer Einsatzmanagementsystem RDS Connected Command integriert und allen Beteiligten zur Verfügung gestellt.
Drohnen zur Unterstützung
Zur Unterstützung der Einsatzkräfte bei der Brandfrüherkennung erweisen sich auch Drohnen als sehr effektiv. Sie sind zum Beispiel in der Lage, einen Hotspot von einem größeren Lagerfeuer, einem Fabrikschornstein oder reflektierenden Solarzellen zu unterscheiden und die Feuerwehren mit einer Kombination aus RGB-Bildern und Wärmebildaufnahmen zur Lageerkundung zu versorgen, bevor diese am Einsatzort ankommen. Drohnenbilder werden ebenfalls über RDS Connected Command angezeigt und verteilt, wie Rosenbauer auf der Interschutz in einem Versuchsaufbau zeigt. In Zukunft werden dank neuer Möglichkeiten mit Dockingstationen von DJI automatisierte Aufklärungsflüge möglich sein.
Komplettes Waldbrandprogramm
Für die effektive Waldbrandbekämpfung bietet Rosenbauer von leichter, persönlicher Schutzausrüstung bis zu hochspezialisierten Waldbrandlöschfahrzeugen (nahezu) alles, was die Feuerwehren im Einsatz benötigen. Auf der Interschutz werden zum Beispiel zwei Varianten des MT Forest gezeigt, beide auf extrem geländegängigen, kompakten Allrad-Chassis (Mercedes-Benz Unimog 4×4 bzw. Tatra Force 4×4) aufgebaut sowie mit Selbstschutzsystem, Schaum-Druckzumischsystem (zur Erzeugung von Netzmittel) und dem Werfer RM15C ausgestattet. Dieser wurde eigens für die Waldbrandbekämpfung mit einer neuen Düse ausgestattet, die es erlaubt, den Durchfluss auf bis zu 100 l/min zu reduzieren, um möglichst sparsam mit dem im Fahrzeug mitgeführten Löschmittelvorrat umgehen zu können.
Noch sparsamer im Verbrauch ist das Rosenbauer UHPS (Höchstdrucklöschsystem) mit einer Leistung von 38 l/min bei 100 bar. Damit lassen sich Glutnester effizient und sicher ablöschen, denn das feinst zerstäubte Löschmittel kann tief in den Boden getrieben werden. Aufgrund seiner kompakten Abmessungen inklusive Wassertank kann das UHPS auf kleine, wendige Quads oder ATV’s aufgebaut werden, mit denen die Einsatzkräfte in unwegsamen Gelände besonders rasch vorankommen.
Wechseltanks und Löschboot
Erweitert wurde das Waldbrandportfolio zuletzt um neue Lösungen für die Brandbekämpfung aus der Luft und vom Wasser aus. Neben Falttanks und Außenlastbehältern für Helikopter, die bisher schon erhältlich waren, bietet Rosenbauer in Kooperation mit AKKA Technologies künftig auch ein Wechseltanksystem für Transportflugzeuge wie den Airbus A400M oder die Lockhead C-130 an, mit dem bis zu 20.000l Löschmittel an einen Brandherd geflogen und dort abgeworfen werden können.
Ebenfalls neu im Programm ist ein schnelles, gemeinsam mit PALFINGER MARINE entwickeltes Löschboot mit leistungsstarker Rosenbauer Löschtechnik an Bord (N55 mit bis zu 5.500 l/min, RM35 mit bis zu 4.750 l/min und einer Wurfweite bis zu 90 m). Damit können Waldbrände in Küsten- oder Ufernähe vom Wasser aus bekämpft werden, was überall dort von Vorteil ist, wo die Einsatzstelle über Land schwer zugänglich oder die Zufahrt mit Waldbrandfahrzeugen nicht möglich ist. Das Löschboot lässt sich ebenfalls an das Einsatzmanagementsystem RDS Connected Command anschließen und so wie alle anderen, an einem Einsatz beteiligten Fahrzeuge, in die zentrale Einsatzführung einbinden.
Schweres Gerät
Zudem kann man über Rosenbauer künftig auch schweres Gerät für den Waldbrandeinsatz beziehen, der Excavator, ein multifunktionaler Feuerwehrbagger auf Allradchassis, ist ein erstes Beispiel dafür. Er kann bei hohen Umgebungstemperaturen eingesetzt werden und wird bei der Waldbrandbekämpfung unter anderem zum Anlegen von Feuerschneisen und Zufahrtswegen, zum Ausheben von Gräben oder Verbreitern feuerfester Barrieren (Straßen, Wege) genutzt. Im Gegensatz zu herkömmlichen Baumaschinen muss der Feuerwehrbagger nicht per LKW-Auflieger ins Einsatzgebiet transportiert werden, sondern fährt auf eigener Achse und das mit bis zu 100 km/h wesentlich schneller dorthin. Darüber hinaus ist er ein ideales Räum- und Bergegerät bei Überschwemmungen, Vermurungen oder Lawinenabgängen und eignet sich dadurch für jede Art von Katastropheneinsatz.
Mit diesen Ergänzungen wird Rosenbauer zum Komplettanbieter, bei dem Einsatzorganisationen alles für die Waldbrandbekämpfung bekommen, egal wie unterschiedlich die Bedarfe auch sein mögen.
Interschutz 2022: Rosenbauer begleitet die Feuerwehren in die elektromobile Zukunft
Alternative Antriebskonzepte, allen voran die Elektromobilität, sind die Technologie der Zukunft –besonders bei Feuerwehrfahrzeugen. Als Marktund Innovationsführer sieht sich Rosenbauer in der Verantwortung, die Feuerwehren in diese Zukunft zu begleiten. Vor mehr als zehn Jahren wurde bereits begonnen, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen und eine umfassende Expertise aufzubauen. Heute präsentiert Rosenbauer auf der Weltleitmesse Interschutz ein komplettes Programm elektrischer Einsatzfahrzeuge, vom kommunalen Feuerwehrauto inklusive vollelektrischer Drehleiter bis hin zum Flughafenlöschfahrzeug.
Neue Rahmenbedingungen
Feuerwehrfahrzeuge werden im Schnitt alle 20 bis 30 Jahre beschafft und schon vor zehn Jahren hat sich abgezeichnet, dass im Jahr 2030 die Antriebslösung eine andere, umweltfreundlichere sein muss und die Feuerwehren nachhaltigere Technologien benötigen. Die gesellschaftliche Entwicklung der letzten Jahre hat diesen Trend klar bestätigt: Weltweit verschreiben sich immer mehr Kommunen ambitionierten Nachhaltigkeits- und Klimazielen wie der Reduktion von CO2- und Treibhausgasemissionen. Dem politischen Willen folgen auch die Feuerwehren und wollen vor allem in großen Städten und Ballungszentren mit ihren Fuhrparks einen Beitrag leisten. Für Industrie- und Flughafenfeuerwehren gilt das Gleiche, Unternehmen und Flughafenbetreiber haben zum Teil noch ehrgeizigere Ziele. Da deren Fahrzeugflotten von der Größe überschaubar, relativ homogen und gleichzeitig hoch spezialisiert sind, eignen sie sich besonders gut für die Elektrifizierung.
Hinzu kommt ein branchenspezifischer Aspekt, der dem Thema zusätzliche Brisanz verleiht: Sämtliche LKW-Produzenten stellen inzwischen mit Nachdruck auf Elektromobilität bzw. alternative Antriebe um. Es werden in Zukunft immer weniger Chassis mit konventionellem Antriebsstrang zur Verfügung stehen, die Hersteller von Feuerwehrfahrzeugen müssen daher die Einsatzbereitschaft der Feuerwehren mit anderen technologischen Konzepten und Fahrzeugen sicherstellen. Rosenbauer geht davon aus, dass die elektrische Transformation in der Branche deutlich an Fahrt aufnehmen wird, zumal Akkumulatoren und deren Speicherkapazität ständig weiterentwickelt werden und sich Reichweiten und Betriebsdauer von elektrischen Fahrzeugen zusehends verbessern. Im Jahr 2030 dürfte daher bereits die Hälfte aller Fahrzeuge, die Rosenbauer an die Feuerwehren ausliefert, elektrifiziert sein.
Das Feuerwehrfahrzeug der Zukunft
Vor zwei Jahren hat Rosenbauer mit dem RT (Revolutionary Technology) das erste vollelektrische Tanklöschfahrzeug auf den Markt gebracht. Ein Fahrzeug, bei dessen Entwicklung nicht nur ein alternatives, umweltfreundliches Antriebskonzept Ziel war, sondern eine umfassend funktionelle Antwort auf die Anforderungen im Feuerwehralltag der Zukunft gegeben wird: nachhaltiger Betrieb, digitale Einsatzunterstützung und breite Vernetzung, ergonomische und intuitive Bedienbarkeit (immer mehr Frauen und ältere Menschen bei der Feuerwehr), besserer Schutz der Einsatzkräfte aufgrund eines zunehmenden Gesundheits- und Sicherheitsbewusstseins, um die wichtigsten zu nennen.
Die RT-Technologie ermöglicht es, alle diese Anforderungen zu erfüllen und die Menschen im Feuerwehreinsatz der Zukunft noch effizienter, noch zuverlässiger zu unterstützen: Sie sind im RT sicherer als mit einem konventionellen Einsatzfahrzeug unterwegs, schon allein, weil er sich fast wie ein PKW fährt, schonen ihre Gesundheit, weil der RT aufgrund der völlig neuartigen Fahrzeugarchitektur vom Einstieg bis zur Bedienhöhe komplett auf Ergonomie getrimmt ist, und sind über weite Strecken des Einsatzes deutlich weniger Schadstoffen und Lärm ausgesetzt, weil sie lokal emissionsfrei in den Einsatz fahren können und den Großteil ihrer Einsätze – bis zu 90 % – rein elektrisch, ohne laufenden Fahrzeugmotor abarbeiten können.
Ausfallsichere Technik
Rosenbauer entwickelt alle Produkte in einem umfassenden Kontext von Nachhaltigkeit und bringt nur geprüfte, robuste und ausfallsichere Technik auf den Markt. Deshalb stand bei der Entwicklung des RT und in der Folge des gesamten elektrischen Fahrzeugprogramms die Sicherstellung des Dauerbetriebs und die uneingeschränkte Einsatzfähigkeit im Katastrophenfall ganz oben auf der Agenda. Mit dem Rosenbauer Range Extender REX, der in jedem Fahrzeug mit elektrifiziertem Antriebsstrang zum Einsatz kommt, wird dieses Ziel zuverlässig erreicht. Derzeit und in absehbarer Zeit noch dieselbetrieben, wird der REX in Zukunft auch über eine Brennstoffzelle mit Wasserstoff oder mit anderen, klimafreundlichen Kraftstoffen, Stichwort E-Fuels, betrieben werden können. Das Konzept ist nach allen Seiten offen und die Technologie rasch adaptierbar. Mit der richtigen Ausstattung kann ein elektrisches Einsatzfahrzeug sogar Notstrom zur Verfügung stellen, zum Beispiel um energieintensive Feuerwehrverbraucher oder Teile von kritischer Infrastruktur mit emissionsfreier Energie zu versorgen.
Darüber hinaus gilt für Elektromotoren generell: Sie sind nachhaltiger als konventionelle Motoren, weil sie ungleich effizienter (höherer Wirkungsgrad) sowie einfacher und kompakter gebaut sind (ein Drittel weniger bewegliche Teile) und dadurch im Vergleich deutlich wartungsfreundlicher (längere Serviceintervalle) sind. Außerdem eröffnet der sparsame E-Motor die Möglichkeit, kinetische Bremsenergie, die bei herkömmlichen Systemen verloren geht, in elektrische Energie umzuwandeln. Es gibt derzeit und in absehbarer Zukunft kein effizienteres Antriebskonzept als den E-Antrieb.
Vollelektrischer Fuhrpark
Rosenbauer zeigt auf der Interschutz, wie der Fuhrpark der Feuerwehren in Zukunft aussehen könnte: Neben dem RT umfasst das elektrische Fahrzeugprogramm
• den ersten AT electric, bei dem die bewährte AT-Technologie auf einem voll-elektrischen Serienchassis umgesetzt ist,
• die erste L32A-XS electric, die alle Funktionalitäten der Standarddrehleiter mit den Vorzügen eines voll-elektrischen Serienchassis vereint,
• den GW-L electric, ein Logistikfahrzeug mit hoch-flexiblem Aufbau auf einem ebenfalls vollelektrischen Serienchassis und
• den ersten PANTHER electric, das Konzept für das Flughafenlöschfahrzeug der Zukunft auf einem elektrifizierten Rosenbauer-Chassis.
Technologie- und Kompetenzträger
Rosenbauer wird die Feuerwehren umfassend auf den Weg in die Elektromobilität begleiten. Dazu gehört nicht nur, dass es künftig für jeden Einsatzfall ein elektrisches Fahrzeug im Produktprogramm geben wird, sondern insbesondere den Feuerwehren auch die umfassende Expertise auf diesem Gebiet zur Verfügung gestellt wird. Denn zur Elektromobilität gehören zwingend auch Lösungen, wie die Ladeinfrastruktur für die Feuerwehrfahrzeuge der Zukunft dargestellt werden kann, wie sich die Feuerwehren energieautark machen können und wie sie letztlich einen vollelektrischen, digitalisierten und vernetzten Feuerwehreinsatz realisieren können.
Interschutz 2022: Rosenbauer präsentiert den PANTHER electric
– Seriennahes Konzeptfahrzeug zeigt die Zukunft des Flughafenlöschfahrzeuges
– Gleiche Performance wie beim klassischen PANTHER, aber mit besserer Beschleunigung
– Intensive Einbindung der Anwender vom ersten bis zum letzten Entwicklungsschritt
Rosenbauer zeigt auf der Interschutz den ersten
PANTHER 6×6 mit elektrischem Antriebsstrang. Vor zwei Jahren wurde mit der Entwicklung begonnen, nachdem sich der Bedarf auf Seiten der Kunden immer mehr abzeichnete. Die International Air Transport Association (IATA), die International Civil Aviation Organization (ICAO), der Airports Council International (ACI), die amerikanisch Federal Aviation Administration (FAA), sie alle haben sich auf das Ziel Netto-Null-Emissionen bis 2050 in der weltweiten Luftfahrt geeinigt. Die Flughäfen haben großteils noch ehrgeizigere Ziele: An die 100 wollen laut ACI bereits 2030 klimaneutral sein, darunter zum Beispiel Amsterdam, Delhi, London City, Marseille, Rom, Vancouver sowie alle norwegischen und finnischen Flughäfen. Die ADV-Flughäfen in Deutschland streben eine gemeinsame CO2-Reduktion von 65 % an, bis 2045 wollen sie das Ziel der „Klimaneutralität“ erreicht haben. Die Elektrifizierung des Ground Support (Bodenfahrzeuge), zu dem auch die Flotte der Flughafenlöschfahrzeuge gehört, verspricht dabei einen der größten Hebel. Auch Rosenbauer ist überzeugt, dass diese Maßnahme eine Schlüsselrolle bei der „Green Recovery“ der Flughäfen nach der Covid-19-Pandemie spielen wird.
Sicherheit und Performance
In die Konzeption des PANTHER 6×6 electric waren von Anfang an Flughafenbetreiber und -feuerwehren aus der ganzen Welt eingebunden. Auf deren Know-how konnte und wollte Rosenbauer nicht verzichten, außerdem haben sie ganz genaue Vorstellungen, was ihr wichtigsten Einsatzgerät leisten muss – egal wie es angetrieben wird. Sicherheit ist auch beim PANTHER electric oberstes Gebot, bei der Leistung darf es ebenfalls keine Abstriche geben. Im Gegenteil, von einem elektrischen Antriebsstrang erwarten die Feuerwehren in Analogie zum PKW, dass er ihre Fahrzeuge agiler und schneller macht. Klar war bei der Entwicklung seit dem Beginn, dass der PANTHER electric alle weltweiten Normen für Flughafenlöschfahrzeuge erfüllen muss und keine Kompromisse hinsichtlich der Performance des Gesamtsystems auch im rein elektrischen Betrieb gemacht werden.
Neuer Systempartner
Grundsätzlich wurde die Entwicklung des PANTHER 6×6 electric erst möglich, weil mittlerweile Antriebsstränge, Bordnetze und elektrische Komponenten zur Verfügung stehen, mit denen auch
die hohen Leistungsanforderungen an ein Flughafenlöschfahrzeug erfüllt werden können. Immerhin muss ein bis zu 39 t schweres Einsatzfahrzeug wie ein Rennwagen beschleunigt und mit hoher Geschwindigkeit über ein Flughafenareal pilotiert werden können. Trotz der zunehmenden Elektrifizierung im Nutzfahrzeugbereich, stellten sich der erforderliche elektrische Leistungsbedarf als Herausforderung dar.
Rosenbauer hat sich daher entschlossen, für den PANTHER electric eine eigene EAntriebsplattform zu schaffen, um des Beste aus den elektrischen Komponenten herauszuholen. Als Entwicklungspartner steht Rosenbauer mit Magna einer der weltweit größten Automobilzulieferer bzw. Mobilitätstechnologiekonzerne zur Seite. Durch viele Entwicklungen im Bereich der E-Mobilität genießt Magna zudem den Ruf eines weltweit anerkannten Entwicklungspartner im Bereich alternativer Antriebssysteme. Rosenbauer und Magna werden für den PANTHER einen skalierbaren Baukasten weiterentwickeln, mit dem nicht nur der PANTHER 6×6 sondern in der Folge weitere Varianten elektrifiziert werden können. Der Baukasten besteht im Wesentlichen aus drei, respektive vier Teilsystemen: einem Zentralgetriebe, dem eigentlichen, elektrischen Antriebsstrang, einem Getriebe für den elektrischen Pumpenbetrieb und einer so genannten Rückfallebene mit Range Extender.
Das Szenario der Zukunft
Mit dem PANTHER 6×6 electric wird man in Zukunft rund 90 Prozent aller Einsätze rein elektrisch abarbeiten können. Die Hochvolt-Akkus an Bord liefern ausreichend Energie für die zwei- bis dreiminütige Anfahrt zum Einsatzort, das Ausbringen des gesamten Löschmittelvorrats und die Rückfahrt gemäß ICAO-Vorgaben. Berechnungen zeigen, dass mit einer Batterieladung mehrere Einsatz- oder Bewegungsfahrten absolviert werden können, was vor allem im Trainingsbetrieb von Vorteil ist. Der Rosenbauer Range Extender bietet die Möglichkeit, zusätzliche elektrische Energie im System zur Verfügung zu stellen, beispielsweise um die Performance kurzfristig zu steigern oder die Einsatzdauer zu verlängern. So lässt sich im Boost-Modus die Beschleunigung von 0 auf 80 km/h auf unter 20 Sekunden drücken und auch im Normalmodus beschleunigt der PANTHER electric schneller als ein klassischer 6×6.
Die Hochleistungspumpe im PANTHER 6×6 electric kann entweder elektrisch oder kombiniert mit dem Range Extender betrieben werden, die löschtechnische Systemleistung (Pumpe, Schaumzumischung, Werfer) ist dieselbe wie beim konventionell angetriebenen Fahrzeug.
Die Aufladung der Akkus erfolgt bei entsprechender Ladeinfrastruktur mit bis zu 250 – 300 kW, somit steht das Fahrzeug schon nach ca. 25 Minuten wieder für den nächsten elektrischen Einsatz bereit, ohne den Range Extender aktivieren zu müssen.
Geschärftes Design
Der PANTHER 6×6 electric präsentiert sich außerdem mit leicht geschärftem Design. Es unterstreicht mit einer, im Vergleich zum Vorgänger etwas kantigeren und aggressiveren Front sowie klaren, einfach gehaltenen Linien und Flächen die schiere Kraft und permanente Einsatzbereitschaft des Fahrzeuges. Ein neues Lichtkonzept vom Flugfeldscheinwerfer über die Umfeldbeleuchtung bis zur Heckbeleuchtung macht den PANTHER electric sichtbarer und sicherer. Die Lackierung des Technologieträgers symbolisiert den Übergang von der letzten PANTHER Generation, vorgestellt auf der Interschutz 2015, auf die neue. Vorne ist der PANTHER 6×6 electric noch ähnlich dem damaligen Messefahrzeug in Schwarz gehalten, von hinten, quasi aus dem Motorraum, kommt die neue Energie, die mit der Farbe Türkis ausgedrückt wird.
Die nächsten Schritte
Die Überleitung des Konzeptfahrzeuges in die Serienentwicklung erfolgt in den kommenden zwei Jahren, Verkaufsstart für den PANTHER 6×6 electric ist im Jahr 2024. Auch bei der Vorserie wird Rosenbauer, so wie beim RT erfolgreich praktiziert, mit Innovationspartnern zusammenarbeiten und die Erkenntnisse aus den Testbetrieben unter realen Bedingungen in die Entwicklungsarbeit und den Aufbau der Serienproduktion einfließen lassen.
Interschutz 2022: Rosenbauer präsentiert den ersten AT electric
– Zuverlässige und bewährte AT-Technologie auf voll-elektrischem Serienfahrgestell
– Range Extender zur Sicherung des normkonformen Pumpenbetriebs
– Aufbaukonzept offen für elektrische Chassis verschiedener Hersteller
Hochwertige Technologie, tausendfach bewährt, so kennt man den Rosenbauer AT in der Feuerwehrwelt. Bisher konventionell angetrieben, steht das Flaggschiff der kommunalen Rosenbauer Fahrzeugflotte künftig auch auf elektrischen Serienchassis zur Verfügung. Auf der Interschutz wird ein erstes Vorserienfahrzeug in Anlehnung an ein HLF 20 präsentiert. Geplanter Verkaufsstart für diesen AT electric ist Ende 2022.
Das Messefahrzeug ist dabei auf ein Fahrgestell von Volvo Trucks aufgebaut. Der schwedische LKW-Hersteller hat 2019 mit der Serienfertigung von elektrischen Chassis begonnen und stellt mit dem Volvo FL Electric, auf den Rosenbauer bereits einen Gerätewagen Logistik realisiert hat, und dem Volvo FE Electric, der für den AT electric verwendet wird, bereits zwei Produkte zur Verfügung. Rosenbauer ist der erste Aufbauhersteller, der auf diesen Chassis voll-elektrische Feuerwehrfahrzeuge realisiert hat und wird in Zukunft den AT electric auch auf weiteren Serienchassis anbieten, sobald diese zur Verfügung stehen.
Alle Vorzüge des „Klassikers“
Keine Kompromisse, keine Abstriche bei den gewohnten AT-Qualitäten – das war der Entwicklungsansatz beim AT electric. Das Fahrzeug basiert auf der gleichen Aufbautechnologie, bietet denselben Funktionsumfang und die gewohnte Bedienumgebung wie ein „klassischer“ AT. Bewährte Aufbauelemente wie die integrierte Doppelkabine mit Drehtreppe oder das Rosenbauer Halterungssystem COMFORT finden sich 1:1 im AT electric wieder. Lediglich die Auftritte im Bereich der Geräteräume 1 und 2 sind nicht als Klappen ausgeführt sondern mechanisch ausfahrbar, weil sich dahinter die beiden Batteriepakete befinden.
Die Normbeladung eines HLF 20 passt trotzdem in das Messefahrzeug, weil im Heck (Geräteraum 7) durch den Unterflureinbau der Feuerlöschpumpe zusätzlicher Platz geschaffen werden konnte. Rosenbauer hat für den AT electric mit der N10 und der N20 (verbaut im Messefahrzeug) gleich zwei Pumpen gemäß EN1028 im Programm. Wesentlich zur Normerfüllung trägt der im Aufbau verbaute Range Extender bei, der den nach EN1846 geforderten, vierstündigen Dauerbetrieb der Pumpe sicherstellt. Der von einem Dieselmotor angetriebene Generator stellt dafür eine elektrische Leistung von ca. 50 kW dauerhaft zur Verfügung. Darüber hinaus sind in dem Messefahrzeug ein Wassertank mit 2.000l, ein Schaumtank mit 120 l, das Rosenbauer Schaum-Druckzumischsystem RFC Admix Variomatic sowie eine Schnellangriffshaspel verbaut.
Mit dem Rosenbauer Fahrzeugmanagementsystem Connected Fleet und dem Einsatzmanagementsystem Connected Command ist der AT electric bereit für den digitalisierten Feuerwehralltag. Außerdem werden mit dem Messefahrzeug zwei brandneue Features gezeigt: das Tablet als „dritte“ Bedienstelle und ein Umluftfilter für den Mannschaftsraum, der feinste Partikel (Rauch, Schmutz, aber auch Viren) aus der Kabinenluft filtern kann.
Neues Antriebs- und Energiekonzept
Sowohl der Antriebsstrang als auch die Feuerlöschpumpe werden im AT electric vollelektrisch betrieben. Die Pumpe wird im Brandeinsatz über einen serienmäßig mit dem Chassis mitgelieferten E-Motor (einem elektrischen Nebenabtrieb) angetrieben und aus dem Hochvoltsystem des Chassis gespeist. Für ausreichend Energie im länger andauernden Einsatz sorgt ein Range Extender.
Zwei Lithium-Ionen-Akkumulatoren mit einer Nominalkapazität von jeweils 66 kWh versorgen das Gesamtsystem mit Energie. Die Aufladung der Akkus erfolgt entweder über ein Ladekabel mit einer maximalen Leistung von 150 kW Gleichstrom bzw. 22 kW Wechselstrom oder bei Bedarf, wenn beispielsweise ein längerer Pumpenbetrieb erforderlich ist, an der Einsatzstelle über den Range Extender. Die Fahrstrecke mit einer Batterieladung reicht je nach Topologie für bis zu 100 km.
Advanced Technology, der Name ist beim AT Programm und steht für innovative und qualitativ hochwertige, zuverlässige und langlebige Feuerwehrtechnik, welche die Feuerwehren in Kürze auch auf voll-elektrischem Chassis in gewohnter Weise nutzen können.
Interschutz 2022: Vorhang auf für die Drehleiter L32A-XS electric
– Weltweit erste Drehleiter auf voll-elektrischem Serienfahrgestell
– Leistungsstarke Elektromotoren sowohl für den Fahr- als auch für den Drehleiterantrieb
– Gleiche Vorzüge und Funktionalität wie bei einer L32A-XS mit konventionellem Antrieb
Rosenbauer präsentiert auf der Interschutz die erste L32A-XS auf voll-elektrischem Serienfahrgestell. Die Standarddrehleiter mit abneigbarem Korbarm hat bei ihrer Einführung vor neun Jahren den Höhenrettungseinsatz auf ein neues Niveau gehoben – vor allem unter beengten Platzverhältnissen – und öffnet den Feuerwehren jetzt den Weg in die E-Mobilität der Zukunft.
Das Chassis von Volvo
Aufgebaut ist die L32A-XS electric auf einem Volvo FE Electric-Chassis, angetrieben wird sie von zwei Elektromotoren mit zusammen 225 kW Leistung (Dauerbetrieb) über ein automatisiertes 2-Gang-Getriebe an der Hinterachse (4×2). Für den Leiterbetrieb ist ein zusätzlicher E-Motor als elektrischer Nebenantrieb (ePTO) verbaut, der eine Spitzenleistung von 100 kW und eine Dauerleistung von 70 kW bereitstellt. Mit Energie versorgt wird das Gesamtsystem im Messefahrzeug von drei Lithium-Ionen-Akkumulatoren mit einer nutzbaren Kapazität von jeweils 66 kWh (Gesamtkapazität des Batteriespeichers ca. 200 kWh). Die Aufladung der Batterien erfolgt bei entsprechender Ladeinfrastruktur mit bis zu 150 kW Gleichstrom bzw. bis zu 22 kW Wechselstrom über eine genormte CCS-Einspeisesteckdose Combo Typ 2 (EU-Standard).
Der Aufbau von Rosenbauer
Die Drehleiter L32A-XS electric bietet hinsichtlich Leistung, Funktionalität und Zuverlässigkeit die gleichen Vorzüge wie die Rosenbauer Standarddrehleiter. Der Drehleiteraufbau ist ab der Schnittstelle zum E-Antrieb (ePTO) vollkommen ident, Bewegungsprofil, Arbeitshöhe, Nutzlast des Korbes … alles ist gleich. Mit ihrem abneigbarem Korbarm ist die L32A-XS electric selbst unter beengten Platzverhältnissen und im Nahbereich optimal einsetzbar, die Hochleistungshydraulik sorgt für schnelle Rüstzeiten. Sicheren Stand gewährleistet die bewährte Rosenbauer Waagrecht-Senkrecht-Abstützung, sicheren Betrieb die 3D-Lastmessung, welche permanent die Lasten und Kräfte misst, die auf den Leitersatz einwirken. Von den Stützen über das HLM-Podium bis zum Korb ist das gesamte Fahrzeug LED-beleuchtet, sieben Geräteräume mit Rollladenverschluss sind im Podium verbaut.
Multifunktionaler Rettungskorb
Der Rettungskorb HR-500 MF hat eine Nutzlast von 500 kg (5 Personen) und bietet unter anderem die Möglichkeit, Personen im Rollstuhl gesichert zu befördern. Die Korbfront lässt sich mit wenigen Handgriffen durch Entnehmen der patentierten Multifunktionssäule und Öffnen der Schwenktüren und Handläufe komplett öffnen. Mit der in die Korbstruktur integrierten Wasserführung und einem aufgesteckten manuellen oder fernsteuerbaren Wasserwerfer ist er auch für den Brandeinsatz bereits gerüstet. Auf der Interschutz werden neue Sonderausstattungen gezeigt und können Besucher alle Vorteile des Rettungskorb selbstständig ausprobieren und erleben.
Bedienkonzept mit CrossControl
Darüber hinaus ist die L32A-XS electric mit dem gleichen Bedienkonzept sowie den neuen Bedienelemente der jüngsten, „konventionellen“ Drehleitergeneration 3.2 ausgestattet, die einen erhöhten Bedienkomfort bieten. Stützen und Leiterbewegungen werden über Joysticks gesteuert, die Anzeigen erfolgen auf Farb-Display. Kameras überwachen den Korb, wenn sich dieser außer Sichtweite (z.B. an der Rückseite eines Gebäudes) befindet. Automatikfunktionen wie das Target Memory System zum wiederholten Anfahren gespeicherter Korbpositionen oder die Rosenbauer CrossControl, die den Leitersatz bei vertikaler Bewegung senkrecht über einen Punkt und bei horizontaler Bewegung den Rettungspunkt auf einer Höhe hält, erleichtern den Umgang und bieten dem Maschinisten Entlastung in stressigen Einsatzsituationen.
Reichweite und Einsatzszenarien
Rosenbauer hat mit dem Messefahrzeug zwei typische Einsatzszenarien durchgerechnet, um zu zeigen, wie oft diese mit voll aufgeladenen Batteriespeichern wiederholt werden können, bevor die Akkus wieder aufgeladen werden müssen:
• Einsatzszenario A umfasst eine Fahrstrecke von acht Kilometern (Hin- und Rückfahrt), zweimaliges Abstützen, zwei Bewegungszyklen nach DIN EN 140431) sowie ein Stunde Lichtmastbetrieb und ist acht bis zehn Mal wiederholbar – abhängig von Umgebungsbedingungen wie Temperatur und Topografie.
• Einsatzszenario B umfasst eine Fahrstrecke von 20 Kilometern (Hin- und Rückfahrt),zweimaliges Abstützen, fünf Bewegungszyklen nach DIN EN 140431) sowie ein Stunde Lichtmastbetrieb und ist drei bis vier Mal wiederholbar – abhängig von Umgebungsbedingungen wie Temperatur und Topografie.
Da im Feuerwehreinsatz die Zuverlässigkeit der Drehleiter von entscheidender Bedeutung ist, hat Rosenbauer verschiedene Rückfallebenen der Energieversorgung vorgesehen. Beispielsweise kann die Hochvolt-Batterie, sofern die entsprechende externe Energieversorgung vorhanden ist, auch während des Drehleiterbetriebes langsam geladen werden, falls der Einsatz länger dauert als erwartet und sich der Ladezustand der HV-Batterie dem Ende zuneigt.
Konkrete Werte aus der Einsatzpraxis werden zur Verfügung stehen, wenn die L32A-XS electric nach der Messe bei Schutz & Rettung Zürich ihren Dienst antritt. Die größte, zivile Rettungsorganisation der Schweiz wird den Prototypen unter realen Einsatzbedingungen testen und die dabei gewonnenen Erkenntnisse und Daten als Rosenbauer Innovationspartner für die Serienentwicklung zur Verfügung stellen.
1) Ein Zyklus beinhaltet gleichzeitig einmaliges Drehen der Drehleiter um 90 ± 3 Grad, einmaliges Aufrichten und Ausfahren bis zum automatischen Anhalten an der maximalen Aufrichtgrenze, sowie, nach einer Ruhezeit von 20 ± 1 Sekunden, die Rückführung der Drehleiter in die Ausgangsstellung.
Bron: Rosenbauer International AG, Leonding (A)